Volker Rohde, Urologe, Bad Schwartau

Sterilisation des Mannes

Nach einer abgeschlossenen Familienplanung stellt sich für viele Paare die Frage, in welcher Form eine sichere Verhütung erreicht werden kann. Sehr schnell ist man sich einig, dass es die Sicherste aller Möglichkeiten sein soll.

Bei der Frau bietet sich als Verfahren die operative Eileiterunterbindung oder Eileiterverödung an, beim Mann die Durchtrennung der Samenleiter. Beide Verfahren haben den Vorteil, dass keine sonstigen Verhütungsmittel mehr eingesetzt werden müssen.

Die oft jahrelange Belastung der Frauen mit Hormonen (Pille) hat damit in jedem Fall ein Ende.

Folgende Fragen wollen wir hier beantworten:

Aber warum denn der Mann?

Ein möglicher Eingriff bei Frauen ist potentiell risikoreicher, da es in der Regel ein Bauchhöhleneingriff in Vollnarkose ist. Somit gehen die Frauen für die Verhütung in einer Beziehung medizinisch ein deutlich höheres Risiko ein.
Beim Mann hingegen ist dies ein Eingriff in lokaler Betäubung, der am Hodensack durchgeführt wird und dessen Nebenwirkungen deutlich geringer einzuschätzen sind. Rational gesehen ist es eigentlich eine klare Angelegenheit……. Oder?

Die Sterilisation (Vasektomie) selbst ist ein relativ einfacher Eingriff. Nach lokaler Betäubung am Hodensack werden die Samenleiter durchtrennt und die Enden verschlossen. Der gesamte Eingriff dauert etwa 30 Minuten.

Die Kasse übenimmt keine Kosten für eine Vasektomie.

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Kann eine Vasektomie wieder rückgängig gemacht werden?

Technisch ist ein erneutes Verbinden der beiden Enden des durchtrennten Samenleiters möglich (Vasovasostomie). Trotzdem kann der Erfolg nicht vorgesagt werden, denn selbst wenn die Durchgängigkeit der Samenleiter wieder hergestellt ist, ist die "Baby-Take–Home-Rate" (es wird ein Kind geboren) deutlich niedriger als bei zuvor nicht vasektomierten Männern.

Eine Vasovasostomie ist aber ein deutlich teurerer Eingriff, häufig um den Faktor 5-10. Deshalb sollte man sich als Paar schon ziemlich sicher sein.

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Was passiert mit den Spermien nach Vasektomie?

Im Hoden erfolgt die Produktion des männlichen Sexualhormons (Testosteron) und auch der Samenzellen (Spermien). Da der Hoden von der OP nicht erfasst wird, wird das Testosteron unverändert gebildet und an das Blut abgegeben. Aber auch die Spermien werden weiter gebildet. Es ist ja nur an dem Transportweg, dem Samenleiter, operiert worden, nicht an der Produktionsstätte, dem Hoden.

Die Spermien werden in die Nebenhoden transportiert, in dem sie weiter reifen. Im Nebenhoden und dem Stumpf des Samenleiters werden die Spermien im Folgenden von den eigenen Immunzellen abgebaut.

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Risiken und Nebenwirkungen

Bei der Vasektomie müssen die Männer über die möglichen Komplikationen und Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Das gilt auch für sehr seltene Nebeneffekte. Grundsätzlich gilt, das voroperierte Männer ein etwas höheres Risiko haben.

Bei jedem operativen Eingriff kann es zu Blutungen und Wundinfektionen als Operationsfolge kommen - auch bei der Vasektomie.

Risiken im einzelnen sind:

  • Gefäßverletzungen mit der Gefahr einer Mangeldurchblutung der Hoden (bis hin zur Hodenschrumpfung)
  • Blutungen oder Nachblutungen (0-15% der Fälle), die auch noch 24 Stunden nach dem Eingriff einsetzen können
  • Infektionen im Wundgebiet (0-15%)
  • Nebenhodenentzündung und Hodenabszesse (0,5-5%)
  • Schmerzen in der Leistengegend (0-5%), die meist innerhalb des ersten Jahres auftreten
  • Bildung von knotenförmigen Bindegewebswucherungen (4-10%) durch Austritt von Samenfäden in das umliegende Gewebe (Spermagranulombildung) oder durch Fremdkörperreaktion auf das Nahtmaterial (Fadengranulom)
  • Erneute Zeugungsfähigkeit (0,2-6% nach Literaturangabe ) durch ein- oder beidseitiges Zusammenwachsen der unterbrochenen Samenleiterenden
  • Narbenwucherung (Keloidbildung) mit auffällig dicken, wulstigen, verfärbten und/oder schmerzhaften Narben
  • Post-Vasektomie-Syndrom: lokale Schmerzen von unterschiedlich langer Dauer - sehr seltene Problematik
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Die Operation

Wer sich einen Video Film hierzu anschauen möchte, kann dies beispielsweise bei Youtube. Stichwort: Vasektomie. Die Techniken unterscheiden sich meist nicht wesentlich.

Bei uns wird der Eingriff wöchentlich durchgeführt.

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Nach der Operation

Unmittelbar danach:

Ist die Partnerin anwesend, kann sie sofort Schützenhilfe jeglicher Art leisten. Unmittelbar nach der Operation sollte für wenigstens eine halbe Stunde eine Ruhephase eingehalten werden. Der Organismus hat in dieser Zeit Gelegenheit, sich unter ärztlicher Kontrolle zu erholen. Diese Ruhezeit ist wichtig und reduziert das Risiko von Blutungen oder Infektionen.

Der Weg nach Hause:

Wir raten dazu, sich unmittelbar nach dem operativen Eingriff nicht selbst am Straßenverkehr aktiv zu beteiligen. Gehen Sie bitte davon aus, dass Sie 24 Stunden nicht verkehrstauglich sind. Das bedeutet, sie dürfen kein Fahrzeug lenken und keine gefährlichen Maschinen führen. Das bedeutet aber auch, möglichst keine wichtigen Entscheidungen treffen zu müssen.

Der Tag danach:

Sie sollten an den beiden nächsten Tagen körperliche Anstrengungen unterlassen. Auch lokale Belastungen sollten vermieden werden, das heißt, zumindest zwei sportfreie Tage!